Ein neuer Veranstalter, ein neues Schiff und eine neue Route stehen auf dem Plan. Mit der MS Thurgau Chopin des Schweizer Anbieters Thurgau Travel, der seit vergangenem Jahr auch auf dem deutschen Markt aktiv ist, geht es ab Berlin in den Norden Deutschlands.
Angekommen am Bahnhof in Berlin-Spandau, geht es mit dem Taxi zum Anleger der MS Thurgau Chopin, der in einem Wohngebiet an der Havel liegt. Besonders oft scheinen die Flussschiffe hier nicht vorbeizukommen, denn die vorbeigehenden Passanten scheinen sich sehr für unsere ,,Chopin’’ zu interessieren. Das regnerische Wetter lässt zu Wünschen übrig, also geht es schonmal an Bord, ehe die offizielle Einschiffung am Mittag beginnt. Um 18 Uhr legen wir dann ab in Richtung Potsdam. Die geringe Schiffsgröße ermöglicht eine ganz außergewöhnliche Route durch sechs Bundesländer entlang von Elbe, Havel und zahlreicher Kanäle. Auch ein Stopp in Hamburg ist geplant.
Flusskreuzfahrt Entdecker reist auf Einladung von Thurgau Travel. Dies beeinflusst unsere Berichterstattung jedoch nicht. Wir schildern wahre Tatsachen und teilen unsere offene Meinung.
Im Gegensatz zu den für Neubauten mittlerweile üblichen 135 Metern Länge und fast zwölf Metern Breite, ist die MS Thurgau Chopin nur 83 Meter lang und 9,5 Meter breit. Maximal 80 Gäste finden in den 42 Kabinen des ,,Bijoux-Schiffes’’ Platz. Die Gestaltung erinnert doch ziemlich an vergangene Zeiten, an Bord wird viel mit Holz und Messing gearbeitet. Gebaut wurde das Schiff 2002 für die Traditionsreederei Peter Deilmann, die für einige sicherlich noch ein Name sein dürfte.
Auch die Kabinen sind wesentlich kleiner, als man es von neuen Schiffen kennt. Meine Oberdeck-Kabine ist etwa zwölf Quadratmeter groß, liegt auf dem Oberdeck und verfügt über einen kleinen französischen Balkon. Etwas ungewöhnlich mögen vielleicht die beiden Einzelbetten sein. Sie verschaffen in der Kabine jedoch mehr Platz. Überraschend gut ist das Badezimmer: Für die Kabinengröße ist es gar nicht so klein, die Dusche ist groß und das Waschbecken mit seinen süßen Wasserhähnen hat einfach seinen besonderen Charme.
Am ersten Morgen der Flusskreuzfahrt wachen wir auf in Brandenburgs Landeshauptstadt Potsdam. Unser Ausflug zum prunkvollen Schlosspark von Sansouci startet bereits morgens, denn am Vormittag legen wir schon wieder ab. Der etwa 300 Hektar große Park mit seinen vielen Schlössern, Gärten und Tempeln ist wohl das größte Wahrzeichen Potsdams, das damals als Residenzstadt der Könige von Preußen diente. Friedrich der Große ließ dabei das Schloss Sanssouci 1745 errichten und machte es zu seinem Sommersitz. Der größte Zuschauermagnet dürfte bis heute die große Terassenanlage mit ihrer großen zentralen Fontäne sein, die sich vor dem Schloss erstreckt. Heute befindet sich Sanssouci im Besitz der ,,Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg’’. 60 Gärtnerinnen und Gärtner kümmern sich um den Erhalt der Anlage.
Wie angekündigt heißt es um zwölf Uhr ,,Leinen los’’. Die MS Thurgau Chopin fährt durch das bezaubernde Havelland mit seinen vielen Seen. Nicht nur auf den Fotos, sondern auch live ist das ein ganz besonderes Erlebnis. Die Weite des Wassers, die vielen kleinen Segelboote und Kajakfahrer geben einem das Gefühl der Freiheit. Dank des Sonnenscheins kann man es sich mit Jacke, Schal und Decke auf dem Sonnendeck gemütlich machen. Am Nachmittag wechseln wir dann von der Havel auf den Elbe-Havel-Kanal. Interessant ist, dass es hier fast ausschließlich öffentliche Liegeplätze gibt. Das bedeutet: Wer zuerst kommt, malt zuerst. Dieses ,,Schicksal’’ traf auch unseren Kapitän. Da bereits ein anderes Schiff an dem Liegeplatz in Burg festgemacht hatte, zogen wir weiter zur Schleuse Hohenwarthe, wo wir schließlich anlegten. Die Ausflüge am nächsten Tag können aber ganz normal stattfinden. Wir verbringen den dritten Reisetag aber an Bord und verarbeiten die ersten Erlebnisse.
Die Elbe mit dem Schiff passieren, ohne das Elbwasser zu berühren? Das geht! Wir haben mit der MS Thurgau Chopin das Wasserstraßenkreuz bei Magdeburg erreicht, wo genau das passiert. Nachdem wir die Schleuse Hohenwarthe passiert haben, überfahren wir die Kanalbrücke Magdeburg, die den Mittellandkanal führt. Sie verläuft praktisch parallel zur Elbebrücke Hohenwarthe, die Teil der Autobahn A2 ist. Beobachten durften wir das Spektakel bei Kapitän Frank Baehring im Steuerhaus, was das Ganze natürlich nochmal ein ganzes Stück spannender machte. Unser heutiger Übernachtungshafen ist Wolfsburg, wo wir direkt gegenüber der Autostadt festmachen. Schade, dass es hier kein längeren Aufenthalt gibt. Dafür hat man natürlich einen Grund, nochmal wiederzukommen.
Auf der Kanalbrücke Magdeburg überqueren wir die Elbe
Wolfsburg wieder verlassen, genießen wir einen angenehmen Vormittag auf dem Elbe-Seitenkanal. Um 14 Uhr hüpfen die Ausflugsgäste in Uelzen vom Schiff und kommen später wieder in Scharnebeck dazu. Diesmal sind wir auch wieder dabei, haben uns jedoch nur für den Transfer nach Lüneburg entschieden. Nach einer Fahrt durch die 7.400 Quadratkilometer große Lüneburger Heide, setzte uns der Bus direkt am Rathaus ab.
Lüneburg besticht mit seiner tollen Innenstadt, die sich durch eine tolle Mischung aus Altstadt und Moderne, viele kleine Geschäfte, die zu einem Bummel einladen, sowie Cafés auszeichnet. Die malerischen Giebelhäuser verleihen der Stadt ihr ganz eigenes Flair. Die Geschichte Lüneburgs ist dabei ebenfalls hochinteressant: Durch die Salzgewinnung kam die Stadt vor vielen hunderten Jahren schnell zu Reichtum und wurde Mitglied der damals sehr bedeutenden Hanse. Dies zeigt sich bis heute im sehr gepflegten Stadtbild Lüneburgs. Wegen der immer weiter zunehmenden Unrentabilität, wurde die Salzgewinnung 1980 aber beendet. Das Deutsche Salzmuseum sowie das Wohnviertel an der ehemaligen Saline erinnern aber bis heute daran.
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