MS Thurgau Chopin: Fazit zu meiner Flusskreuzfahrt mit Thurgau Travel

Bei der Route kann Thurgau Travel in besonderem Maße punkten. Durch das deutlich kleinere Flusskreuzfahrtschiff können Flüsse und Kanäle befahren werden, die die neuen Schiffe schon lange nicht mehr befahren können. So kommt man zu außergewöhnlichen Zielen wie Hamburg oder Lüneburg, was so auf Flusskreuzfahrten eher unüblich ist. Hervorzuheben sind aber auch weitere Streckenhighlights wie das Schiffshebewerk in Scharnebeck oder auch das Wasserstraßenkreuz bei Magdeburg, wo man die Elbe mit dem Schiff auf einer Brücke überquert.

Das Ausflugsprogramm wurde den angelaufenen Destinationen grundsätzlich gerecht. Auch preislich waren die Ausflüge im Großen und Ganzen in Ordnung. Es wurden interessante Ziele sowie ausreichende individuelle Freizeitmöglichkeiten eingebaut. Wer möchte, kann sich der Ausflugsgruppe in der Regel auch so entziehen und individuell losziehen. Darüberhinaus werden in vielen Häfen auch reine Transfers angeboten, der Preis beläuft sich dabei meist auf faire zehn Euro pro Person für Hin- und Rückfahrt.

Meine Kabine auf dem Oberdeck war etwa zwölf Quadratmeter groß und damit durchaus kleiner, als man es vielleicht von neuen Flussschiffen kennt. Auch stammt die Gestaltung nicht aus der heutigen Zeit, was prinzipiell auch nicht schlimm ist, man sollte sich dem aber vor der Buchung bewusst sein, damit man nicht enttäuscht wird. Während die Kabinen auf dem Hauptdeck über ein vergleichsweise großes Panoramafenster verfügen, das nicht geöffnet werden kann, sind die Oberdeck-Kabinen mit recht schmalen französischen Balkonen ausgestattet. Beim nächsten Mal wäre für mich persönlich auch die Hauptdeck-Kabine eine Überlegung wert, da man hier doch einwenig ,,uneingeschränkter’’ aus der Kabine schauen kann. 

Anders als zuvor gedacht, würde ich die Kabinen mit den zwei Einzelbetten eher weiterempfehlen, als die mit Doppelbetten. Die getrennten Betten sorgen für mehr Platz und Raum in der Kabine, sodass man sich etwas freier bewegen kann. Ebenfalls sehr positiv überrascht hat mich das Badezimmer mit seinen verspielten Kacheln. Für die Kabinengröße an sich, ist es zudem erstaunlich groß, wobei auch der Duschbereich nicht klein ist. Die Nasszelle ist erfreulicherweise verglast, denn auf Schiffen diesen Alters sind Duschvorhänge teils noch weiterhin Standard. Seinen ganz eigenen Charme hat ohne Frage auch das Waschbecken mit den goldenen Wasserhähnen.

Die öffentlichen Bereiche der MS Thurgau Chopin sind der Schiffsgröße geschuldet natürlich etwas kleiner, grundsätzlich aber mit anderen Flusskreuzfahrtschiffen vergleichbar. Neben dem Restaurant, gibt es auf dem Oberdeck einen Salon bzw. eine Lounge sowie einige Sitzgelegenheiten im Rezeptionsbereich. Um das Unterhaltungsprogramm kümmert sich der Bordmusiker im Salon, da ist aber noch viel Luft nach oben. Lediglich bei Begrüßungs- und Abschiedsveranstaltung wird es hier etwas voll, ansonsten merkt man das ausgebuchte Schiff nicht. Die Gestaltung der öffentlichen Bereiche ist sicherlich auch eine Sache des Geschmacks, die Möbel im Salon wirken aus meiner Sicht jedoch etwas schwer. Der Austausch dieser Möbel sollte bereits in der Winterpause erfolgen, musste wegen Lieferprobleme jedoch in den Sommer verschoben werden. Der Austausch der Teppiche und kleinere Reparaturarbeiten wurden bereits durchgeführt. Die letzte größere Renovierung, wo auch die Kabinen renoviert wurden, hat im Jahr 2018 stattgefunden.

Die Inklusivleistungen sind bei Thurgau Travel mit anderen Veranstaltern vergleichbar. So gibt es an Bord eine Vollpension bestehend aus einem täglichen Frühstücksbuffet sowie mehrgängigen servierten Menüs zum Mittag- und Abendessen. Zur Mittagszeit steht alternativ das Light Lunch mit Selbstbedienung zur Verfügung. Getränke sind an Bord grundsätzlich nicht inklusive, es besteht jedoch die Möglichkeit zur Buchung eines Getränkepakets für 190 Euro pro Person und Woche, das unter anderem Wein, Sekt, alkoholfreie und alkoholhaltige Cocktails, Softdrinks und Wasser enthält. Bei teils höheren Getränkepreisen wie 4,50 Euro für ein Glas Cola, kann sich das durchaus lohnen. Zu Beginn der Reise wird auf der Kabine eine wiederverwendbare Trinkflasche bereitgestellt, die jederzeit am Wasserspender im Rezeptionsbyereich kostenfrei befüllt werden kann. Auf der MS Thurgau Chopin steht den Gästen ein kostenfreier Internetzugang zur Verfügung, der sogar ziemlich gut funktioniert hat. Selbst Videotelefonie war möglich.

Auf der MS Thurgau Chopin gibt es ein Hauptrestaurant auf dem Hauptdeck, in dem alle Mahlzeiten angeboten werden. Am Morgen kann man sich von einem Frühstücksbuffet bedienen, die Auswahl war hierbei in Ordnung. Später im Laufe der Reise gab es zudem die Möglichkeit zur Bestellung von frischen Eierspeisen aus der Küche. Das Mittag- und Abendessen war gut, hierbei wählt man aus einer Karte. Wer möchte, kann die Bestellung bereits beim Mittagessen aufgeben, die ,,spontane’’ Bestellung direkt am Abend war aber ebenfalls möglich. Vorspeise und Suppe sind in der Regel gesetzt, beim Hauptgang besteht die Wahl aus Fisch, Fleisch und einer vegetarischen Speise. Als sehr gut empfunden haben wir das Light Lunch, das immer zur selben Zeit wie das normale Mittagessen im Salon angeboten wurde. Es gab eine kleine Salatbar zur Selbstbedienung, eine Suppe sowie eine Pasta. Der große Vorteil beim Light Lunch war die höhere Individualität, da man so selbst entscheiden konnte wie viel man isst, wie schnell man isst und in gewisser Weise auch wann man isst. 

Die Individualität und Flexibilität vom Light Lunch fehlte leider bei den anderen Mahlzeiten im Hauptrestaurant. Das Abendessen zog sich oft einwenig in die Länge und die im ,,Bord ABC’’ versprochenen flexiblen Tischzeiten gab es nicht.

Bisher noch keine Erwähnung gefunden hat, dass wir auf der allersten Reise der Saison 2023 der MS Thurgau Chopin dabei waren. Dementsprechend ist noch viel unerfahrenes Personal an Bord, was sich mit Sicherheit auch auf den Service ausgewirkt hat. Dieser war insbesondere zu Beginn der Reise mit noch einigen Stolpersteinen belegt, doch es besserte sich von Tag zu Tag bedeutend, was wirklich schön zu beobachten war. Es war deutlich sichtbar, dass das Servicepersonal bemüht war. Das Feedback der Gäste wurde angehört und bereits in Teilen umgesetzt. Die Rezeption reagierte auf Probleme zudem sehr schnell.

Unsere Kreuzfahrtleiterin Doris führt ebenso sehr kompetent und freundlich durch die gesamte Reise. Wo passend, gab sie interessante Informationen zum Reiseverlauf und den einzelnen Destinationen, es war aber nie zu viel.

Thurgau Travel bietet mit seinen kleinen Schiffen wie der MS Thurgau Chopin definitiv bedeutende Vorteile. Das sehr außergewöhnliche und entspannte Routing mit zahlreichen spannenden Zielen sowie Highlights ist einer davon. Das 2002 gebaute Flussschiff hat hier und da seine Macken und Kanten, etwa was die Flexibilität oder auch die öffentlichen Bereiche angeht. Hier besteht durchaus Potenzial, das genutzt werden kann und in Zukunft auch genutzt wird, etwa durch die fortlaufende Renovierung des Schiffes.

Wir hatten auf der MS Thurgau Chopin viel Spaß und haben viel neues gesehen. Es waren Ziele dabei, auf die ich ohne der Reise wahrscheinlich nicht gekommen wäre. Thurgau Travel dürfte für viele also mit Sicherheit eine Überlegung wert sein.